FROM INSTITUTION TO CAVE
Gate of Hope, StuttgartPerformance
mit Ulrike Buck und Nadia Stübiger
Exhibition: ADM Gallery, Mexico City und Oberwelt e.V., Stuttgart
Exakte Ähnlichkeit. Zur exakten Ähnlichkeit die exakte Ähnlichkeit wie eine Ähnlichkeit, genau wie ähnelnd, genau ähnelnd, genau in der Ähnlichkeit genau eine Ähnlichkeit, genau und Ähnlichkeit.
– Gertrude Stein
Der Künstler leitet die Zeremonie. Sie wissen es nicht, aber jetzt ist er in ein Ritual involviert, das als Performance begann. Es hat sich von einer Demontage der Codes des Körpers hin zu der Möglichkeit einer Wiedervereinigung mit dem Erhabenen entwickelt: inmitten einer seit über zwei Jahrhunderten intensiv verehrten Landschaft, in einer Skulptur, die sich trotz ihrer kühnen Erscheinung dem Erbe der germanischen Romantik hingibt (Gate of Hope von Dan Graham). Das Performer-Trio stimuliert das Publikum mit der Möglichkeit einer transzendentalen Erfahrung. Marco Schmitt ist der Amtierende, der ein magnetisches Gebet kaum nuanciert ausführt. Seine Betonungen geben nie nach, pochen ständig. Die Worte sind zerrissen und entfalten sich, wie die Sinnesebene, die ab- und dann wieder aufsteigt. Trotz der Blitze der Absurdität, die den Ritus ausmachen, ist es möglich, sich auf die Verwandlung von Kunst in Mystik zu verlassen. Schmitt hat metaphysische Anliegen, mystische Sprache, textliche Aneignung und Elemente der Lautpoesie in mehreren seiner Performances und Videos, in denen er ihre Aktionen zusammenfasst, zusammengeführt. Diese Aktionen reagieren nicht auf den Impetus des Predigers, sondern auf das destabilisierende Potential, das das Spirituelle im Kontext der postmodernen, vermeintlich liberalen, wissenschaftlichen und säkularen Kultur hat. Die Zeremonie ist eine Perturbation des Systems und erschüttert eine faktische Skepsis, die das Kunstsystem und seine institutionellen Vorgaben durchdringt. In jedem Fall gibt es keine Reue. Jeder Künstler aktualisiert mit seiner Aktion die Relevanz des Ritus als Strategie der Repräsentation in der zeitgenössischen Kunst und ist stets bereit, seine Wirksamkeit in der Begehbarkeit im Freien zu testen. Ohne Nostalgie, ohne Fanatismus, weit entfernt von institutionalisierten religiösen Praktiken, bieten sich Marco Schmitts Zeremonien als Durchgangspassagen an, als Risse in der zeitgenössischen Gleichgültigkeit, die durchaus zu unerwarteten Offenbarungen führen können, als Fundamente einer neuen Kunst - spirituell - sprachlichen Ordnung oder der Fähigkeit, einen "postmodernen Mystizismus" zu verifizieren.
Irving Domínguez, Mexico City, April 2012
ENG
Exact resemblance. To exact resemblance the exact resemblance as exact as a resemblance, exactly as resembling, exactly resembling, exactly in resemblance exactly a resemblance, exactly and resemblance.
– Gertrude Stein
The artist presides the ceremony. You don’t know it but now he is involved in a ritual that began as performance. It has gone from a disassembly of the codes of the body towards the possibility of reuniting with the sublime: in the middle of a revered landscape intensely for over two centuries, in a sculpture that, despite its bold appearance surrenders to the legacy of Germanic Romanticism (Gate of Hope by Dan Graham). The performers’ trio stimulates the audience with the possibility of a transcendental experience. Marco Schmitt is the officiating who just runs out a magnetic prayer barely nuanced. His emphases never give in, constantly throbbing. The words are disrupted and unfold, as with the plane of sense which depart and then re-enroll. Despite the flashes of absurdity that make up the rite, it is possible to rely on the transmutation from art to mysticism. Schmitt has converged metaphysical concerns, mystical language, textual appropriation and elements of sound poetry in several of his performances, and videos through which he summarizes their actions. These actions do not respond to the impetus of the preacher, but to the destabilizing potential that the spiritual has in the context of postmodern culture, supposedly liberal, scientific and secular. The ceremony is a perturbation of the system, shaking a de facto skepticism that permeates the art system and its institutional mandates. In any case, there are no regrets. Each artist‘s action updates the relevance of the rite as a strategy of representation in contemporary art and is always willing to test its effectiveness in walkability, outdoors. Devoid of nostalgia, oblivious to fanaticism, far from institutionalized religious practices, Marco Schmitt’s ceremonies are offered as transit passages, cracks in the contemporary indifference that may well lead to unexpected revelations, foundations of a new art - spiritual - linguistic order or the ability to verify a „postmodern mysticism“.